Spanien 2012

 

Spanien befindet sich, ebenso wie Portugal (im Westen) und das zum Vereinigten Königreich gehörende Gibraltar (im Süden), auf der Iberischen Halbinsel zwischen 36° und 43,5° nördlicher Breite und 9° westlicher und 3° östlicher Länge. Spanien nimmt knapp sechs Siebtel der Iberischen Halbinsel ein. Spanien ist - und war seit Jahrtausenden - eines der kulturellen Zentren Europas. Es gibt monumentale Städte zu bewundern, mit uralten Denkmälern ebenso wie mit futuristischer Architektur, und Landstriche, die völlig unterschiedlich voneinander sind, geographisch, klimatisch, ja sogar in ihrer Persönlichkeit. Ein faszinierendes Land, um es zu entdecken ebenso wie um es besser kennenzulernen.

 
 

Samstag, 14.01.12: Pünktlich wie immer holt Herr Reuter uns ab und eine Stunde später sind wir am Hamburger Flughafen. Am Check-In ist nichts los und wir werden unsere Taschen schnell los. Der Abflug ist eine gute halbe Stunde verspätet. Auf den Weg nach Zürich holen wir etwa die Hälfte der Zeit wieder ein. Unser Weg zum Abflug-Gate ist nicht weit und wir können direkt in die Maschine nach Barcelona wechseln. Diesmal geht es pünktlich los und der Flug über die Gipfel der schweizerischen Alpen im Abendlicht ist wunderschön. Diesmal kommen wir so gar früher als geplant an. Unsere Taschen purzeln als erste vom Laufband und auch der AeroBus, der uns zum Plaça de Catalunya ins Zentrum von Barcelona bringt wartet schon abfahrbereit auf uns. Zu Fuß erreichen wir von dort aus unser Hotel in der Carrer d'Aragó. Wir beziehen ein schönes Zimmer im Hotel Taber und erkundigen uns nach einem Supermarkt in der Nähe. Wir bummeln noch ein kleines Stück durch das abendliche Barcelona und kaufen ein paar Kleinigkeiten ein. In der Hotelbar lassen wir uns den Begrüßungssekt schmecken und ziehen uns dann auf unser Zimmer zurück.

 

Sonntag, 15.01.12: Gegen 7:00 Uhr werden wir wach und etwa eine Stunde später sitzen wir ganz alleine im Speisesaal beim Frühstück. Das Buffet ist nicht groß aber vielfältig und wir stärken uns für den Stadtbesuch. Wir beginnen unseren Rundgang am Plaça de Catalunya, dem Geografischen Zentrum der Stadt. Der Platz ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und beliebter Treff für Verabredungen. Seit ihrer Entstehung Mitte des 19. Jhs. wurde die Plaça oft umgemodelt. Heute bestimmen Bankgebäude und Shoppingcenter das Bild. Unser nächstes Ziel sind die Rambles, die etwas mehr als einen Kilometer lange Flaniermeile Barcelonas. Auf diesem kurzen Weg zwischen der Plaça de Catalunya und dem Hafen zeigen sich die verschiedenen Gesichter der Stadt, hier können Sie Atmosphäre und Lebensrhythmus, Geschichte und Zukunft Barcelonas spüren. Unablässig bevölkert ein bunter Menschenstrom die Rambles. Autohupen, Vogelgezwitscher und Blumenduft; Hausfrauen, hastende Angestellte mit gestresster Miene, Straßenmusiker, Kulturinteressierte, Opernbesucher, Touristen, Obdachlose, Prostituierte, Kartenleger, Taschendiebe (geben Sie besonders Acht im Gedränge!) - die Rambles sind Bühne und Zuschauerraum zugleich. Zu beiden Seiten des baumbestandenen Flanierstreifens mit seinen Porträtmalern, Zeitungs-, Blumen- und Vogelverkäufern herrscht Verkehrschaos, durch das Ober mit akrobatischer Geschicklichkeit Tabletts balancieren. Auf den Rambles wird gearbeitet, geschaut, gehetzt, geschlendert, gekauft, geklaut, gedealt, geflirtet, werden Kunstausstellungen organisiert, Touristen geneppt und die Siege des F. C. Barcelona bejubelt. Historische Gebäude stehen neben heruntergekommenen Hotels und luxuriösen Herbergen, modernistische Palais und Jugendstilläden neben geschmacklosen Fastfoodlokalen und kitschigen Souvenirshops. Angelegt in einem ausgetrockneten Flussbett, bis zum 18. Jh. außerhalb der Stadtmauern gelegen, standen hier einst Klöster und Schulen. Erst im 19. Jh. wurden die Rambles zum Prachtboulevard, auf dem Barcelonas aufstrebende Bourgeoisie lebte und flanierte. Hier beschossen sich die Bürgerkriegsparteien, Anarchisten legten Bomben, Aristokraten gingen ins Opernhaus Liceu und danach in die Meublés am unteren Ende der Rambles - wo übrigens noch heute Prostitution und Kleinkriminalität blühen. Die Promenade spiegelt wunderbar die gegensätzlichen Charakterzüge, die das Wesen der Katalanen bestimmen, seny und rauxa: Während im oberen Teil (von der Plaça de Catalunya aus gesehen in Richtung Hafen) eher praktischer Verstand (seny) dominiert, setzt sich am unteren Abschnitt (von der Plaça del Teatre aus in Richtung Hafen) die rauxa durch, die ungezügelte Leidenschaft. Ein kurzer Abstecher von den Rambles bringt uns zum Plaça Reial, dem königlichen Platz. Eines der schönsten Platzensembles der Stadt, entstanden zwischen 1848 und 1859 nach französischen Vorbildern aus der Ära Napoleons. In seinem Zentrum der Drei-Grazien-Brunnen. Später kamen die von Gaudí entworfenen modernistischen Laternen dazu. Hier findet heute Morgen ein Markt für Münzen und Briefmarken statt. Zurück auf den Rambles erreichen wir bald das Monument a Cristóbal Colom. Als Kolumbus 1493 von Amerika zurückkehrte, wurde er im Hafen von Barcelona von den spanischen Königen feierlich empfangen. Die Gedenksäule wurde 1888 errichtet. Die schöne Brückenkonstruktion der Rambla del Mar bringt uns praktisch mitten in den Hafen hinein. In einem Café im Einkaufszentrum maremagnum stärken wir uns mit einem Cafe Latte und genießen den Ausblick über den Hafen. Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, dem Picasso Museum, sehen wir uns die Kirche Santa María del Mar an. Für viele ist sie die schönste Kirche Barcelonas. Das Gotteshaus in reiner katalanischer Gotik fasziniert durch seine kunstvolle Schlichtheit: Keinerlei Pomp oder Gepränge stört den Eindruck von Weite, Offenheit und meditativer Stille. Aufgrund eines Gottesdienstes können wir nicht hinein und müssen uns mit einem Blick von außen begnügen. Das Picasso Museum Ist das meistbesuchte Museum der Stadt und zeigt vor allem - aber keineswegs nur - die Werke aus der frühen Schaffensphase Pablo Picassos, der "Blauen Periode", die mit seinen Jahren in Barcelona zusammenfällt. Von 1895-1904 lebte der Maler in der katalanischen Metropole, war Teil der künstlerischen Avantgarde und Bohème und fand erste Anerkennung. Sein Leben lang fühlte er sich Barcelona verbunden, selbst im französischen Exil während der Franco-Diktatur. Seit den 30er-Jahren vermachte Picasso der Stadt Bilder, darunter seinen berühmten "Harlekin". Aber erst 1963 kamen die verstreuten Werke unter ein Museumsdach: auf Initiative des Picasso-Freundes und -Sekretärs Jaume Sabartés, der außerdem seine umfassende Privatsammlung stiftete. Zunächst untergebracht in einem gotischen Palais der Carrer Montcada, erstreckt sich das Museum heute über fünf prachtvolle Paläste. Die Sammlung wurde nach und nach komplettiert: Picasso schenkte dem Museum seine berühmte "Menina"-Serie und sämtliche Frühwerke aus dem Wohnhaus der Familie in Barcelona. Seine Witwe Jacqueline gab 1981 wertvolle Keramiken dazu. Inzwischen ist das Museum neben dem in Paris die bedeutendste öffentliche Picasso-Sammlung. In einem kleinen und randvollen Restaurant stärken wir uns mit Pizza und gönnen den müden Füßen eine verdiente Pause. Das Barri Gòtic, das Gotische Viertel, gilt als das "Herz Barcelonas" und zeugt mit seiner architektonischen Pracht von der Blütezeit Kataloniens als Mittelmeermacht. Die meisten Baudenkmäler stammen aus dem 14. und 15. Jh., als der Wohlstand der Bürger zu einem Bauboom führte. Erst als Barcelona seine Vormachtstellung im 16. Jh. an Kastilien verlor, begann der Niedergang des Barri Gòtic. Bis heute befinden sich viele Wohngebäude in total heruntergekommenem Zustand. Daran hat selbst die olympische Rundumerneuerung kaum etwas geändert, trotz renovierter Fassaden, neuer Plätze, Bänke oder Bäume. In jüngster Zeit halten Stadterneuerer und Architekten Einzug ins Viertel - aber mit ihnen kommen Immobilienhaie und Spekulanten, die versuchen, die alteingesessenen Bewohner aus ihren billigen Wohnungen zu vertreiben. Alte Leute lebten bislang vor allem hier, Studenten, Künstler, Kleinkriminelle, Weltenbummler oder Immigranten. Dazu kommen jetzt Modedesigner, Galeristen, Architekten und andere betuchte Individualisten. Die neu eröffneten Boutiquen und Szenebars haben die kuriosen Krämerläden und Eckkneipen aber noch nicht ganz verdrängt. Im Gewirr der gotischen Altstadtgassen kann man sich nach wie vor einen lebendigen Eindruck von der Geschichte und vom Lebensgefühl der Katalanen verschaffen. Wir gehen weiter zur Catedral de Barcelona. Der Bau des gewaltigen Gotteshauses wurde im 11. Jh. begonnen: auf den Fundamenten einer frühchristlichen, von den Mauren zerstörten Basilika. Aber erst zwischen 1298 und 1448 bekam das großartige Kirchenschiff seine heutige Form, während die neugotische Hauptfassade sogar erst 1890 fertig wurde. Geweiht ist die Kathedrale der Märtyrerin Santa Eulàlia, der Schutzpatronin der Stadt, die in spätrömischer Zeit zu Tode gefoltert wurde. Die Heilige liegt in einem Alabastersarkophag in der Krypta unter dem Hochaltar begraben. Uns sind die 6 € Eintritt zu viel und wir werfen lediglich einen Blick auf die Fassade. Wir gehen zu den Rambles zurück und fahren mit der U-Bahn zu unserem letzten Etappenziel, Sagrada Família. Der Sühnetempel, der Heiligen Familie gewidmet, mit seinen sich parabolförmig in den Himmel schraubenden Riesentürmen Symbol des modernisme, wurde zum weltbekannten Wahrzeichen Barcelonas. An seinem unvollendeten Hauptwerk und Vermächtnis baute Antoni Gaudí vier Jahrzehnte lang, in seinen letzten zwölf Lebensjahren ausschließlich. Als er 1926 starb, hatte er nur Apsis, einen der Türme, die neogotische Krypta und die der Geburt Christi gewidmete Ostfassade (Weihnachtsfassade) beendet. Seither wird an der Büßerkirche weitergebaut, finanziert ausschließlich aus Spenden und Eintrittsgeldern. Gaudí selbst sah den Mammuttempel in der Tradition mittelalterlicher Kathedralen, deren Fertigstellung Generationen dauerte. Was indes posthum dazukam, ist umstritten: keine Spur von der kühnen Phantasie und Genialität Gaudís, von der ungeheuren Symbolkraft jedes einzelnen architektonischen Elements der Kathedrale, inspiriert durch Natur, Religion und Mystik - Gaudí bezeichnete sein Werk als eine "Predigt aus Stein". Da es zu seiner Arbeitsweise gehörte, ständig zu experimentieren, gibt es so gut wie keine Originalpläne für den Weiterbau. Besonders fragwürdig sind die aktuellen Skulpturen des Bildhauers Josep Maria Subirachs an der Leidensfassade (Nordseite) - mehr Kitsch und klischeehafte Imitationen als Kunst. Auf die Türme des trotz allem grandiosen Kirchenbaus gelangt man über Schwindel erregende Wendeltreppen (400 Steinstufen!) oder mit einem hochmodernen Lift. Wir sind beeindruckt! Die Fassade erstrahlt im Licht der tief stehenden Sonne und die bunten Glasfenster sorgen auch im Inneren der Kirche für wunderschöne Lichtstimmungen. Per U-Bahn und zu Fuß erreichen wir nach über acht stunden ziemlich erschöpft wieder unser Hotel.

 

Montag, 16.01.12: Unser heutiges Besichtigungsprogramm beginnt nur ein paar Hundert Meter vom Hotel entfernt. Wir sehen uns das Casa Batlló an. Das von Antoni Gaudí zwischen 1904 und 1906 umgestaltete Gebäude ist Teil der Mançana de la Discòrdia. Für dieses phantastische Baukunstwerk hat sich Gaudí von der Natur inspirieren lassen. Ganz in der Nähe steht ein weiteres architektonisches Meisterwerk von Antoni Gaudi, das Casa Milà. Antoni Gaudís berühmtestes Haus nennt der Volksmund bezeichnend La Pedrera, der Steinbruch: ein aus Naturstein gehauener Bau ohne tragende Wände, mit wuchtig wuchernden gewellten Fassadenformen, baumstammartigen Säulen und pflanzenhaft geschwungenen Balkons. Bei diesem gewagten Gebäude, das eher aussieht wie eine gigantische, aus Ton oder Wachs geknetete Skulptur, ließ der Architekt seiner überbordenden Phantasie freien Lauf. Einzigartig ist die (begehbare) exzentrische Dachlandschaft aus skurrilen Schornsteinen und Kaminschächten, die mal wie Totems wirken, mal wie behelmte Soldaten - ein Vorläufer des modernen Environment. Das Gebäude wurde 1984 von der Unesco zum Welterbe erklärt. Zu besichtigen sind eine Wohnung, die Dachterrasse und der Espai Gaudí mit multimedialen Informationen über Leben und Werk des Meisterarchitekten. Im ersten Stock gibt es wechselnde Kunstausstellungen. Wir begnügen uns mit einem Blick von Außen und fahren mit der U-Bahn zu unserem nächsten Ziel, dem Park Güell. Über ein System von Rolltreppen gelangen wir auf den Berg, auf dem der einzigartige Park angelegt ist. Märchenhäuser, Drachenfiguren, gigantische Grotten, schräg gegen den Berg gestemmte Arkaden: Der von Antoni Gaudí über der Stadt angelegte malerische Park, der schon Dalí begeisterte, wurde von der Unesco 1984 als Welterbe unter Schutz gestellt. Das innovative Werk Gaudís, ein Auftrag seines Gönners Eusebi Güell, war eigentlich als großzügige Siedlung gedacht. Die Anlage offenbart wie sonst nirgendwo Gaudís Universalgenie als Architekt, Künstler, Kunsthandwerker und Landschaftsplaner. Im Zentrum steht eine von dorischen Säulen getragene riesige Terrasse (ursprünglich geplant als Markt), unter der die Säulen eine bizarre Halle bilden. Auf der Terrasse mit atemberaubendem Panoramablick eine lang geschwungene, schlangenförmige Mauerbank, gearbeitet - wie viele Werke Gaudís - nach der Trencadiz-Methode, einer Collagetechnik, bei der farbenprächtige Mosaike aus Glasscherben und Bruchkeramik entstehen. Überall sind symbolhafte Motive und Skulpturen zu entdecken; am Treppenaufgang der leuchtend bunte Drache Python, der der griechischen Sage nach die unterirdischen Gewässer bewacht. Der Park ist eine einzigartig geglückte Verbindung von Architektur und Natur. Auf dem Gelände befindet sich auch das Gaudí-Museum im Wohnhaus des Baumeisters, mit biografischen Zeugnissen und Objekten. Gaudi hat von 1906 bis 1926 in diesem Haus gelebt und es auch künstlerisch ausgestattet. Unser nächstes Ziel ist der Montjuïc. Der 173 m hohe Hausberg Barcelonas ist nicht wegzudenken aus Geschichte, Kultur und Freizeit der Stadt. Die kastilischen Belagerer nutzten die im 17. Jh. erbaute Festungsanlage auf dem Gipfel (heute Militärmuseum), um die Stadt in Schach zu halten. Wir gehen bei einsetzendem Regen am Nationalmuseum vorbei und erreichen das Olympiagelände von 1992. Das Poble Espanyol bietet Spaniens volkstümliche Architektur im Überblick: In dem 1929 zur Weltausstellung erbauten Poble Espanyol am Montjuïc finden Sie die charakteristischen Bauformen der einzelnen spanischen Regionen detailgetreu nachgebildet. Den in einem Reiseführer angedeuteten Kunsthandwerkermarkt gibt es jedoch nicht. So fahren wir noch einmal mit der U-Bahn und steigen direkt an der Rambla aus. Unser letztes Ziel ist der Mercat de Sant Josep de la Boquería. La Boqueria, der "Bauch Barcelonas", wird die berühmte Markthalle an der Rambla genannt. Hier kaufen nicht nur katalanische Hausfrauen, sondern auch die Spitzenköche der Stadt. Bestaunen Sie die aufgetürmten Berge fangfrischer Fische und Meeresfrüchte, die appetitlich angehäuften Pilze, Peperoni, Nüsse oder Trüffeln. Meiden Sie die überteuerten Stände am Eingang. Und probieren Sie die zu Delikatessen verarbeiteten frischen Produkte an den Ständen am Rand der Halle, am besten an der Theke von Pinotxo. Leider sind die "Lokalitäten" mit Sitzgelegenheiten total überfüllt, so daß wir uns zunächst mit einem Fruchtsaft begnügen und einem Imbiss in der Nähe dem knurrenden Magen und den müden Füßen den notwendigen Tribut zollen. Einen weiteren Rundgang durch den Markt nutzen wir dann zum Fotografieren und Filmen und für Fruchtsäfte zum Nachtisch. Bei leichtem Nieselregen gehen wir dann zum Hotel zurück und fallen erst einmal völlig erschöpft ins Bett. Nach einer Verschnaufpause geht Geli zu einem Frisör ins Nachbarhaus während ich am Reisebericht schreibe. Den restlichen Abend machen wir es uns auf unserem Zimmer gemütlich.

 

Dienstag, 17.01.12: Mit dem AeroBus kommen wir wieder zum Flughafen, wo uns ein Shuttlebus von centauro zur Vermietstation bringt. Entgegen den Zusagen vom Reisebüro müssen wir 150 € für die Einwegmiete nach Malaga bezahlen. Per Telefonat mit dem Reisebüro wird uns Erstattung der Einweggebühr zugesichert. Wir übernehmen einen recht neuen Ford Fiesta und machen uns auf den Weg gen Süden. Auf der landschaftlich sehr schönen Küstenstrasse fahren wir nach Sitges. Leider sind alle Aussichtspunkte auf der anderen Strassenseite und aus unserer Richtung nicht zugänglich. So müssen wir uns Blicken aus dem fahrenden Auto begnügen. In Creixell kaufen wir Proviant für die nächsten Tage ein und umfahren Tarragona auf der Autobahn. Bei Cambrils gehen wir ein Stück an der Promenade spazieren und fragen bei ein paar Campingplätzen nach Mietbungalows. Alle Campingplätze, die wir anfahren haben jedoch geschlossen. Auch die Suche nach einer Unterkunft in L'Ametlla de Mar gestaltet sich zunächst schwierig. schließlich finden wir in dem kleinen Hotel del Port direkt am Hafen ein schönes kleines Zimmer mit Meerblick. Nach einer kleinen Stärkung auf dem Zimmer machen wir einen Spaziergang durch den schönen kleinen Ort. Im Licht der tiefstehenden Sonne zeigt sich L'Ametlla de Mar von seiner schönsten Seite. Wir spazieren am Hafen und an der Promenade entlang und genießen die Ausblicke auf den Ort und Küste. In einem kleinen Laden kaufen wir Wein, Käse und Oliven und haben auf unserem Zimmer ein leckeres Abendessen. Den Abend verbringen wir mit Lesen und Fernsehen auf unserem Zimmer.

 

Mittwoch, 18.01.12: Ich wache mit einer heftigen Erkältung auf: Der Schädel brummt, die Nase läuft und selbst die Ohren schmerzen. Nach dem recht einfachen Frühstück machen noch einen kleinen Spaziergang durch L'Ametlla de Mar, ehe wir uns wieder auf den Weg machen. Unser erstes Ziel ist das Ebro-Delta, das als Parque Natural Delta de l'Ebre unter Naturschutz steht. Die vom Ebro herangebrachten Sedimente sorgen dafür, dass sich die feuchte Ebene hervorragend für den Reisanbau eignet. Wir parken den Wagen an der Brücke, die seit September 2010 bei Deltebre den Ebro überspannt. Auf schmalen Strassen durchfahren wir dieses Feuchtbiotop und sehen immer wieder Reiher, Kraniche, Kormorane und einen Flamingo. Zurück auf der Küstenstrasse fahren wir nach Peñíscola, einem der reizvollsten Badeorte an der Costa del Azahar. Wir essen eine Paella, die zwar gut schmeckt aber wie ein Stein imMagen liegt. Nach einem Rundgang durch den schönen Ort, der auf einer Felsenklippe thront, geht es weiter. Wir wollen etwas "Strecke machen" und entscheiden uns für die Autobahn. so umfahren wir die Großstadt Valencia und erreichen am späten Nachmittag den mittelalterlichen Ort Xàtiva, wo wir nach einigem Suchen im Vernisa Hotel ein Zimmer bekommen. Ein Rundgang durch den teilweise recht morbide wirkenden Ort beendet unser Programm für heute. Brot und Obst bilden das Abendbrot auf dem Hotelzimmer. Ich bin so kaputt, das ich mich sehr zeitig ins Bett lege.

 

Donnerstag, 19.01.12: Das Continental Breakfast besteht aus einem großen Croissant, Marmelade, Kaffee und Saft. Recht früh machen wir uns auf den Weg an die Küste und erleben auf der Fahrt durch die Berge schöne Lichtstimmungen mit morgendlichem Dunst. Leider gibt es an den schönsten Stellen keine Haltemöglichkeiten. Bei Oliva erreichen wir Küste, nehmen bei Dénia die falsche Abfahrt und landen ungewollt auf der Autobahn, die wir an der nächsten Ausfahrt wieder verlassen. Unser Ziel ist Penyal d'Ifac, ein Felsklotz im Meer beim kleinen Ort Calp. Leider sind die Lichtverhältnisse hier nicht optimal und die Landschaft um den Fels ist vollständig zugebaut. Etwas weiter südlich trinken wir am Yachthafen von Altea einen Kaffee und fahren dann über die Autobahn bis nach Santa Pola südlich von Alicante. Auch hier müssen wir etwas suchen, bis wir im Hotel Polamar ein Zimmer für die nächsten beide Nächte bekommen. Wir haben einen eigenen Balkon und Meerblick - Klasse! Anschließend treffen wir uns auf dem Campingplatz Bahia mit Veronika und Günther. Wir bummeln durch den Ort und essen auf dem Campingplatz gemeinsam zu Abend. Kurz nach 21:00 Uhr sind wir wieder auf unserem Zimmer und gehen zeitig schlafen.

 

Freitag, 20.01.12: Der Frühstücksraum des Hotels befindet sich im 5. Stock und bietet einen herrlichen Ausblick über die Küste. Wir sind auch noch rechtzeitig zum Sonnenaufgang am Frühstückstisch - was will man mehr? Wir holen Veronika und Günther vom Campingplatz ab und machen uns auf den Weg nach Alicante. Die Wölfe kennen eine schöne Küstenstrecke, die uns direkt an die palmenbestandene Promenade, die Explanada de Espanya bringt. Nach einem Bummel durch Alicante verlassen wir die Küste und fahren ins bergige Hinterland. Inmitten der Sierra Aitana liegt das bezaubernde Festungsdorf Guadalest. Nach einem Imbiss schlendern wir durch dieses wirklich schöne Dorf und genießen die Ausblicke auf die herrliche Bergwelt. Auf kurvenreicher Strecke geht es durch die Berge weiter nach Alcoy. Mit Blick auf die Burg von Penella machen wir noch eine kurze Pause. Über die Schnellstraße geht es dann zurück nach Santa Pola. Wir fahren an den Salinen entlang, sehen uns das zu Hügeln aufgeschüttete Salz an und beobachten einige Flamingos, die sich in den flachen Salzlagunen niedergelassen haben. Auf dem Campingplatz essen wir gemeinsam zu Abend und spielen Karten. Trotz der Absperrungen für den am Wochenende stattfindenden Marathon finden wir ganz in der Nähe des Hotels einen Parkplatz und machen es uns auf dem Zimmer gemütlich.

 

Samstag, 21.01.12: Wieder können wir im Licht der aufgehenden Sonne frühstücken. Nachdem wir unsere Sachen gepackt haben, fahren wir zum Campingplatz. Zusammen mit Veronika und Günther gehen wir zum Wochenmarkt in Santa Pola. Neben frischen Waren wie Fisch, Fleisch, Obst und Gemüse gibt es Kleidung, Schuhe, Taschen, Schmuck, Kunsthandwerk und Trödel aller Art. Es macht Spaß über diesen Markt zu bummeln und sich die angebotenen Waren anzusehen. Über drei Stunden sind wir unterwegs, bis wir wieder am Campingplatz ankommen. Wir essen zusammen Mittag und machen uns gegen 15:00 Uhr auf den Weg. In Santa Pola nutzen wir noch die Chance zum Tanken und Ergänzen unserer Vorräte. Bis nach San Pedro del Pinatar folgen wir der Küstenstrasse und wechseln dann auf die Autobahn. Unser heutiges Etappenziel ist Cartagena, das bereits 223 v. Chr. von den Karthagern gegründet wurde. Durch die Lage an einem geschützten Naturhafen ist Cartagena noch heute ein wichtiger Handelshafen und Marinestandort. Wir finden im Hotel Los Habaneros ein Zimmer am Rande der Altstadt und machen uns zu Fuß auf den Weg. Wir finden Überreste aus der römischen Zeit, die heute restauriert und instand gehalten werden. Casa Aguirre, Teatro Romano, Palacio Consistorial, der Hafen und die Promenade sind einige Stationen unseres Rundgangs. Etwas fußlahm erreichen wir wieder unser Hotel und machen es uns gemütlich.

 

Sonntag, 22.01.12: Bevor wir Cartagena wieder verlassen, sehen wir uns noch das Anfiteatro Romano an, dass allerdings fast nur noch aus der Außenmauer besteht. Wir setzen unsere Fahrt zunächst auf der Autobahn fort. Bei Mazarrón biegen wir in die Sierra de Almenara ab. Unser Ziel ist Lorca, eine Stadt, die jahrhundertelang an der Grenze zwischen Mauren und Christen lag und arabisches Ambiente mit barocker Pracht verbindet. Wir haben uns aufgrund dieser Beschreibung mehr von Lorca versprochen als die Realität dann halten konnte. Nach einem kurzen Rundgang und einem Kaffee machen wir uns wieder auf den Weg. Schon kurz hinter der Stadt kommen die schneebedeckten Berge der Sierra de los Filabres ins Blickfeld. Bei Los Castaños verlassen wir die Autobahn und fahren mitten hinein in die Bergwelt der Sierra. Im Restaurante Anita  stärken wir uns mit einem leckeren Essen und erreichen schließlich bei dem kleinen Ort Tabernas den Wilden Westen. Die Landschaft erinnert hier tatsächlich an den Westen der USA und viele Filmregisseure, darunter auch der berühmte Sergio Leone, haben hier ihre Western gedreht. Zwei der Kulissenstädte sind heute als Themenparks zugänglich. Wir fahren auf einer Schotterpiste in eines der zahlreichen Täler hinein und genießen diese herrliche Landschaft. Eine Wild-West-Geisterstadt am Straßenrand sorgt für weitere Fotomotive der amerikanischen Art. Wir können uns kaum losreissen, setzen unsere Fahrt dann aber schließlich doch fort. In Almería finden wir im Gewühl der Einbahnstraßen mitten in der Stadt im Hotel Nuevo Torreluz eine Bleibe für die Nacht. Nachdem wir auch noch einen Parkplatz für unseren Mietwagen gefunden haben, machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Über der Stadt thront die Alcazaba, nach der Alhambra die zweitgrößte maurische Festung in Andalusien und auch die einzige Sehenswürdigkeit der modernen Hafenstadt. Wir kommen zwar nicht mehr bis zur Burg hinauf, können aber dennoch Teile der eindrucksvollen Festungsanlage im Licht der tief stehenden Sonne bewundern. Im Hotel gibt es Obst zum Abendessen bevor wir uns ausruhen und es uns gemütlich machen.

 

Montag, 23.01.12: Wir wollen eigentlich noch einen Blick auf die Alcazaba werfen, bevor wir Almería wieder verlassen, verpassen jedoch die richtige Abfahrt in die Stadt und geben dieses Vorhaben auf. Einige Kilometer folgen wie der Autobahn und biegen dann auf landschaftlich sehr schönen Straßen in die Sierra de la Contraviesa und Sierra de Gádor ab. Wir fahren durch die Las Alpujarras, ein schroffes Vorgebirge an den Südflanken der Sierra Nevada. Immer wieder bieten sich herrliche Ausblicke auf die Bergwelt und die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. In der Schlucht des Río Guadalfeo, der zu einem großen Stausee aufgestaut wird, treffen wir auf die nach Granada führende Autobahn und fahren zur Küste zurück. Auf der Küstenstraße erreichen wir Nerja, einen echten Lichtblick in der ansonsten völlig verbauten Costa del Sol. In einer Cafeteria essen wir Steak und Lachs zu Mittag und schlendern durch den schönen Ort bis zur Panoramaterrasse Balcón de Europa, die sich weit ins Meer vorschiebt. Wir können jetzt verstehen, dass es Helga und Gerd hier so gut gefallen hat. Auf der Autobahn umfahren wir Málaga und suchen in der Nähe der Mietwagenstation nach einem Hotel. Fündig werden wir schließlich im Tryp Guadalmar-Playa Hotel und bekommen ein Zimmer mit Balkon und Meerblick im 5. Stock. Wir gehen ein Stück an der Promenade spazieren, werfen einen Blick zurück auf das Häusermeer von Málaga und sind rechtzeitig zum Sonnenuntergang wieder auf unserem Balkon. Wir können einige Flugzeuge beim Landeanflug auf den Flughafen von Málaga beobachten und genießen das Farbspiel der untergehenden Sonne. Als es auf dem Balkon zu kühl wird gönnen wir uns zum Abschluss unseres Kurzurlaubes zwei Margaritas an der Hotelbar. Anschließend gibt es Abendbrot auf dem Hotelzimmer.

 

Dienstag, 24.01.12: Nach dem ausgiebigen Frühstücksbuffet packen wir unsere Sachen und unternehmen noch einen Strandspaziergang. In wenigen Minuten erreichen wir Mietwagenstation, wo die Rückgabe ohne Probleme über die Bühne geht. Genau 1.570 km haben wir zwischen Barcelona und Malaga zurückgelegt. Per Shuttlebus kommen wir zum Flughafen und werden auch gleich unsere Taschen los. Es klappt sogar mit Plätzen am Notausgang, so wir einem entspannten Rückflug entgegensehen können. Die Wartezeit bis zum Abflug verkürzen wir mit "Angry Birds" auf dem iPad. Fast pünktlich kommen wir los und überfliegen zum Abschied noch einmal unser Hotel. Etwa zweieinhalb Stunden später landen wir in Zürich, wo wir knapp zwei Stunden Aufenthalt haben. Auch diese Zeit überbrücken wir mit den Angry Birds. Lesend vergeht auch der eineinhalbstündige Flug nach Hamburg recht schnell. Als wir die Gepäckausgabe erreichen laufen unsere Taschen bereits auf dem Band. Herr Reuter jr. bringt uns dann sicher nach Hause, wo wir um 20:30 Uhr ankommen. Wir packen aus, räumen weg und bringen uns mit dem Heute Journal wieder auf den neuesten Stand der Nachrichten.

Spanien ist ein schönes Reiseland - besonders dann, wenn man den Massentourismus und die Hotelburgen an der Küste verlässt und ins Hinterland fährt. Hier hat Spanien auch landschaftlich sehr viel zu bieten. Blauer Himmel, Sonnenschein und Temperaturen von bis zu 20 Grad sind zudem eine echte Alternative zu norddeutschem Schmuddelwetter.

 
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